Der heutige Nikolaus geht zurück auf den Heiligen Nikolaus von Myra; Myra ist ein Ort nahe der südanatolischen Küste, etwa 100 km südwestlich von Antalya. Historisch weiß man wenig über den Heiligen, er war Bischof, hat in dieser Funktion am Konzil von Nicäa teilgenommen, gestorben ist er 343 oder 350 n. Chr. Umso größer ist die Zahl der Legenden, die sich um seine Person ranken, nachzulesen in der „Legenda aurea“ aus dem 13. Jahrhundert:
"Wie eine erste Momentaufnahme, die junge Eltern von ihrem »Kronprinz« machen, wirkt die Bemerkung der Legende, dass Nikolaus schon am Tage seiner Geburt aufrecht in der Badewanne stand! Vom gleichen Kaliber ist die stolze Notiz über den künftigen Asketen Nikolaus, der an den Fasttagen schon als Baby nur einmal die Mutterbrust nahm!
Keineswegs eng und kleinkariert wirkt indes eine Mitteilung, die die Legende über den erwachsenen Nikolaus macht: Als er nämlich erfährt, dass ein Nachbar unter dem Druck der Armut der Versuchung nachgibt und seine drei Töchter »auf den Strich« schickt, da hilft er auf eine ebenso unkomplizierte wie wirksame Weise.
|
Eine andere Geschichte bezeugt die Klugheit des Heiligen, der selbst mit der Rache der verärgerten Diana spielend fertig wird. Beleidigt, weil ein ihr geweihter Baum gefällt worden war, schenkt sie in Gestalt einer Nonne frommen Pilgern, die gerade zu Nikolaus segeln wollen, ein gefährliches Öl, das wir heute als »Molotowcocktail« bezeichnen würden. Doch der ferne Nikolaus durchschaut die List der gereizten Gottheit und greift rechtzeitig ein. Als er das ihm als Geschenk zugedachte Öl über Bord wirft, brennen plötzlich selbst die Wogen des Meeres.
Nach wieder anderen Geschichten erscheint Nikolaus als ein Heiliger von »ökumenischer« Weite, der selbst den gerade damals sehr verhassten Juden hilft, wenn Christen sie unter Anrufung seines Namens beim verbotenen, aber unvermeidlichen Geldgeschäft zu betrügen suchten, oder wenn Juden, die ihr Vermögen unter seinen Schutz gestellt hatten, von Christen bestohlen wurden. Zahlreiche Geschichten feiern sodann, wie die folgende, die Hilfe, die der Heilige vor allem den bedrohten Kindern stets gewährte: Zwei (nach anderen Fassungen drei) Schüler waren durch einen kriminellen Gastwirt zu Myra umgebracht und dann wie
Schweinefleisch eingepökelt worden. Alarmiert durch den Engel »vom Dienst«, erscheint jedoch Nikolaus umgehend, um die Kinder zum Leben zu erwecken und dem bösen Wirt die notwendige Lektion zu erteilen. Es versteht sich von selbst, dass auch Nikolaus, als er nach einem langen Leben im Dienste an Gott und der Menschheit im Frieden verschied ( 343 oder 350 ), von Engeln empfangen und ins Paradies geleitet wurde."
( aus Peter Manns/ Die Heiligen/ Mainz 1975 )
So wundert es niemanden, dass der Heilige Nikolaus zu den 14 Nothelfern zählt: Er ist der Schutzpatron der Gefangenen, Bäcker, Apotheker, Schiffer, Kaufleute, Juristen und vor allem der Kinder.
Besondere Aufgaben hat er in den slawischen Ländern, in Sibirien z.B. hat er mit der Landwirtschaft, dem Bier und den berauschenden Getränken zu tun. Das nach seinem Namen gebildete Verb „nicolitjsja“ bedeutet schlicht „sich betrinken“ ( Das muss Sie aber nicht kümmern, schließlich sind wir im Rheinland und nicht in Sibirien ).
1087 wurden die Gebeine des Heiligen von Myra nach dem süditalienischen Bari überführt. Ab dem 13. Jahrhundert entstand, zurückgehend auf Franz von Assisi, zuerst in Italien der Brauch der Krippen- und anderer Heiligenspiele. Aus dieser Zeit stammt auch der „ludus episcopi puerorum“, ein Kinderbischofsspiel, bei dem ein Schüler die Rolle des Bischofs Nikolaus übernahm. Oftmals war mit diesem Kinderbischofsspiel, bei dem ein Schüler die Rolle des Bischof Nikolaus übernahm eine Prozession verbunden. Aus diesen Umzügen entwickelte sich der Brauch, dass der Nikolaus von Haus zu Haus geht und seine Gaben verteilt.
Mit der Zeit gesellte sich der Lichtgestalt der Heiligen Nikoalus eine finstere Gestalt hinzu, die die Gegensätzlichkeit und Zusammengehörigkeit von Leben und Tod, Gut und Böse, Paradies und Hölle symbolisierte. In den Niederlanden ist dies der Schwarze Piet, in Bayern und Österreich der Krampus, hier im Rheinland der Hans Muff. In der Slowakei wird der Nikolaus gar von einem Sensenmann begleitet. Im 19. Jahrhundert trat dieser „Schwarze Mann“ unter dem Namen „Knecht Ruprecht“ auf.
Ob mit oder ohne „Hans Muff“, der Brauch, dass der Nikolaus von Haus zu Haus geht, den großen und kleinen Kindern vorträgt, was über sie im großen Goldenen Buch geschrieben steht und Geschenke verteilt, ist bis heute lebendig. In einigen Eifelgemeinden fällt diese Aufgabe immer noch einen Dorfnachbarn zu, der gegen ein „Schnäpschen“ in jedem Haushalt seines Amtes waltet (Der arme Mann, wir sind doch nicht in Sibirien).
Es sind also viele hundert Jahre, die der Nikolaus schon unterwegs ist, manches Wichtige und Unwichtige kreuzte seinen Weg, ( siehe auch ) und immer war er an Mitra und Bischofsstab zu erkennen.
|